Einblicke

 

Angeekelt vom Spiegelbild hantieren ihre Hände herum, kneten und zupfen Finger ihr Gesicht, wie wenn sie es selbst nach ihren Wünschen formen könnte. Da ein Winkel zu tief, dort eine Asymmetrie; jede Kleinigkeit wird registriert, die sie zusehends in den Wahnsinn treibt. Wild zieht und drückt sie an ihrer Haut, quetscht ihre Nase und verteufelt zum tausendsten Male, was sie in der Vergangenheit getan hat. Anstatt sich zu verschönern, schaffte sie es in den vergangenen Jahren sich mehr und mehr zu verunstalten. Trotz ihres rabiaten Treibens versucht sie zu vermeiden, sich mit den Fingernägeln Narben ins Gesicht hinzu zu fügen. Kotzen könnte sie – kotzen! Direkt in den Spiegel, um diese Fratze nicht mehr ertragen zu müssen, der sie mit leeren traurigen Augen entgegenblickt.

 

Warum gibt es überhaupt diese verhassten Spiegel, die sie schon früh morgens nach dem Aufstehen zum Heulen bringen und in dieses verdammte Loch befördern! Es ist tief, dunkel und einsam – sehr einsam. Jeden Tag aufs Neue das gleiche Drama begleitet von Depressionen.

 

Niemand würde vermuten, dass sie Geisel einer Krankheit wurde, die sie seit ihrer Jugend in Beschlag nimmt - regelrecht beherrscht. Ihr beim Verfolgen von Träumen und Zielen schon so oft Steine in den Weg warf. Nein, kaum einer kennt diese Krankheit ... die mit Selbstmordgedanken einhergeht. Wegen der man Dinge tat, die man hinterher bereute, weil sie alles nur noch verschlimmerten.

 

Nein - nichts deutet darauf hin, dass sie in einem verdammten Teufelskreis steckt – rein gar nichts! Schließlich ist es ein leichtes, nach dem die Haustür hinter einem zufällt und man sich der Öffentlichkeit präsentiert, eine Art Maske zu tragen. Ja die allseits geliebte Maske - gerade gibt sie wieder ihr Bestes in allen Facetten: Man sieht eine junge Frau, deren wahres Alter man niemals vermuten würde, beschwingt Unterlagen zum Firmen-Vorstand bringen. Attraktiv und weiblich wirkt sie in ihrem sexy Outfit. Jeden, dem sie begegnet strahlt sie mit einem bezaubernden Lächeln an. Die Männer freuen sich darüber, bei Frauen ruft es hin und wieder Neid hervor. Im tiefsten Inneren kümmert sie dieser Umstand jedoch recht wenig. Sie könnte mit Komplimenten nur so überhäuft werden, es hätte für sie keinerlei Bedeutung. Es herrscht nur ein Gedanke der sie leitet, da ist für anderes kein Platz: Wie hässlich sie doch ist. Über den ganzen Tag hinweg die selben Gedankengänge, die in ihrem Kopfe kreisen, anscheinend auch die ganz Nacht durch. Wie sollte sie sich sonst eine plötzlich aufgetauchte Narbe über der Augenbraue erklären?  Es sah also ganz danach aus, dass sie sich nachts im Schlaf mit den Fingernägeln verletzte, während sie wieder im Gesicht herumwerkelte.

 

Sie betet, dass der Tag in der Firma schnell vorüber geht, die Toilettengänge inkl. Riesenspiegel in grellen Lichtverhältnissen sie nicht zu sehr quälen, ihr nicht den Boden unter den Füßen wegreißen; den normalen Alltag, welcher für sie meistens im tiefsten Nebel liegt, ohne große Heulkrämpfe überstehen wird.

Die Kräfte, um diesen äußeren Schein zu wahren schwinden zunehmend ... und  weiterhin in ihr nur ein einziger Gedanke, der sie mit aller Macht foltert, begleitet von Plänen, dem endlich Abhilfe zu verschaffen. 

 

In ihrer Obsession wünscht sie sich nur eins: Eingesperrt hinter dichten spiegellosen Wänden verbringen zu dürfen, wo sie keiner zu Gesicht bekommt. Weg von der Gesellschaft – eingeschlossen mit ihren Ängsten, mit ihrer unsagbaren Sehnsucht, mit ihrem Hass sich selbst gegenüber, der ihre Seele Stück für Stück zerfrisst von Tag zu Tag.

 

Ihr wahres Ich möchte aber das Leben leben mit allen Möglichkeiten was es einem bereit hält ...  es aufsaugen mit allen Sinnen bis in die kleinste Pore ... fernab dieser verschlingenden Krankheit namens BDD, die all ihre Energie kostet ... 

 

 

 

 

 

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